Versorgungswerke – Besonderheiten & Herausforderungen
Freiberufler/in & Versorgungswerke – das gehört zusammen. Aber aufgepasst…
Geht es um Versorgungswerke sollten Freiberufler/innen auf eine Menge Besonderheiten achten. Denn Versorgungswerke können sich gravierend von den gängigen, sozialen Sicherungssystemen unterscheiden. Eine Zusammenfassung von Besonderheiten, die oft wenig bekannt und deswegen besonders wichtig sind!
FAQ
Wissenswertes zum Thema Versorgungswerke:
Was sind "Versorgungswerke" eigentlich?
In Deutschland sind Versorgungswerke Einrichtungen, die sich um die Versorgung bestimmter Berufsgruppen annehmen. Entsprechend sind sie auch berufsständisch organisiert.
Dabei übernehmen Versorgungswerke Leistungen im Bereich Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung.
Versorgungswerke stellen eine Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung dar und bieten den jeweiligen Berufsgruppen ein eigenständiges Sicherungssystem.
Übrigens: Für bestimmte Berufsgruppen ist eine Mitgliedschaft verpflichtend, die Beiträge werden wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung in der Regel orientiert am Einkommen erhoben.
Die 4 größten Versorgungswerke
In Deutschland zählen Versorgungswerke zu den bedeutenden, institutionellen Investoren. Mit die 4 größten Versorgungswerke sind:
- Bayerische Versorgungskammer (BVK), größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands mit einem verwalteten Gesamtvermögen von rund 90 Milliarden Euro.
- Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), größte Zusatzversorgungseinrichtung für den öffentlichen Dienst mit einem Anlagevolumen von rund 40 Milliarden Euro.
- Bayerische Ärzteversorgung, Teil der BVK und einem verwalteten Vermögen von rund 28 Milliarden Euro.
- Kirchliche Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen Deutschlands (KZVK), größte kirchliche Versorgungskasse mit einem verwalteten Vermögen von etwa 25 Milliarden Euro.
Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Versorgungswerke, eine Übersicht der berufsständischen Versorgungseinrichtungen gibt es auf der Website des ABV.
Die Bedeutung von Versorgungswerken
Freiberufler:innen wie Rechtsanwälte:innen, Steuerprüfer:innen, Notare & Notarinnen, Ärzte, Ärztinnen und Apotheker:innen gehören zu den sogenannten Kammerberufen und verfügen über eine Pflichtversorgung durch das jeweilige berufsständisches Versorgungswerk.
Diese Versorgungswerke bieten eine Form der Altersvorsorge, die oft über die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung hinausgeht.
Kalkulationsgrundlagen
Viele Versorgungswerke operieren nach dem „offenen Deckungsplanverfahren“. Das offene Deckungsverfahren bedeutet, dass die Rentenleistung nicht nur von den eigenen Beiträgen abhängt, sondern auch von anderen Faktoren wie dem Mittelzufluss und dem Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern.
Ein Versorgungswerk versteht unter einem Rechnungszins die momentane Verzinsung – keine feste garantierte Verzinsung für 30 oder 40 Jahre.
Das bedeutet: Die Rentenhöhe ist nicht garantiert.
Versorgungswerke finanzieren die Renten durch die Anlage der eingezahlten Beiträge am Kapitalmarkt. In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen, wie etwa anhaltender Niedrigzinsphasen oder Wirtschaftsflauten, können die erzielten Renditen entsprechend geringer ausfallen.
Die Konsequenz: Versorgungswerke kürzen entweder die Renten oder erhöhen die Beiträge der Einzahlenden, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Beispiel gefällig? Gerne: Die Apothekerversorgung Nordrhein. 2018 musste die Apothekerversorgung das Rentenberechnungsverfahren drastisch verändern. Dadurch erhöhte sich das allgemeine Renteneintrittsalter auf 67 Jahre, um die weitere Finanzierbarkeit der Renten zu gewährleisten.
Versorgungswerke bieten viele sinnvolle Vorteile, aber gerade die nicht vorhandene Garantie der Rentenhöhe sollte zu denken geben…
Freiberufler:innen werden älter…
Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, heißt es. Aber in diesem Fall lügen die Statistiken nicht: Freiberufler:innen werden im Schnitt um fast 2 Jahre älter als der durchschnittliche Bundesbürger. Pah – sind doch nur 5%, oder?
5% mehr Lebensjahre klingen harmlos, für die Versorgungswerke bedeutet das eine massive Herausforderung. Denn dadurch müssen Renten deutlich ausbezahlt werden und vor allem im Vorfeld erst einmal erwirtschaftet! Noch älter als Freiberufler:innen werden nur Beamten:innen. In diesem Berufsfeld liegt die Alterserwartung sogar fast 10% über dem Durchschnitt.
Die Veränderungen bei den Berufsperspektiven sorgen für weitere Herausforderungen bei den Versorgungswerken.
Gendergap – aber anders!
In der gesetzlichen Rentenversicherung ist das Verhältnis von Frauen und Männern annähernd ausgeglichen. In einigen Versorgungswerken ist das schon länger nicht mehr der Fall. Immer mehr Frauen sind in vielen Versorgungswerken Beitragszahlerinnen, Tendenz steigend.
In Bereichen wie der Humanmedizin hat der Frauenanteil stark zugenommen, selbst bei den Ingenieurinnen sind Zuwächse auszumachen. Auch das hat natürlich Auswirkungen auf die Versorgungswerke: Frauen übernehmen immer noch regelmäßig die Kindererziehung. Damit fallen sie zeitweise als Beitragszahlerinnen aus.
Gleichzeitig ist die Lebenserwartung noch einmal deutlich höher als bei Männern. Auch das ist eine Entwicklung, die die Versorgungswerke weiter belasten wird und sind wir mal ehrlich: Das wird das Problem aus benötigten finanziellen Mitteln und dem Zeitfenster, diese zu erwirtschaften weiter vergrößern.
Denkanstoß!
Klar, Versorgungswerke spielen auch künftig mit die wichtigste Rolle für die Altersvorsorge von Freiberufler:innen. Besonders vorteilhaft: Oft bessere Leistungen (im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung). Zu beachten: Versorgungswerke stehen vor erheblichen Herausforderungen. Wirtschaftliche Schwankungen, steigende Lebenserwartung der Beitragszahlenden und auch der wachsende Anteil von Frauen in diesen Berufen belasten die finanziellen Ressourcen.
Gerade freiwillige Zuzahlungen sollte man vor diesen Hintergründen genau prüfen und sich auch über Alternativen unbedingt Gedanken machen.
Bildnachweis: CCO, pexels.com / CCO, pixabay
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